Seit dem Wintersemester 2001/02 gibt es in Österreich einige sogenannte Bakkalaureatstudien, es werden aber in den nächsten Jahren sicher noch mehr folgen. Dieses neue System soll das klassische Diplomstudium, bei dessen Abschluss man den akademischen Grad Magister | Magistra bzw. Diplomingenieur | Diplomingenieurin erwirbt, ersetzen. Man bekommt nunmehr nach 3 Jahren den akademischen Grad "Bakkalaureaus" bzw. "Bakkalaurea" verliehen; anschließend kann man sich entscheiden, ob man noch ein Magisterstudium, das zwischen 2 und 4 Semestern dauert und in dem wie bisher eine Diplomarbeit zu schreiben ist, anhängt. Dieses ist auch Voraussetzung für ein eventuelles Doktoratsstudium. Das Bakkalaureat wird sich von den derzeitigen Diplomstudien sowohl in der Dauer als auch inhaltlich unterscheiden. Prüfungen sollen im Rahmen von Lehrveranstaltungen stattfinden und an Stelle der Diplomarbeit - die dem Magisterstudium vorbehalten bleibt - sind mindestens zwei schriftliche Bakkalaureatsarbeiten abzufassen.

Es werden verschiedene Gründe für die Einführung genannt: Einerseits wollte man einen schnelleren Abschluss (bereits nach 3 Jahren) ermöglichen und so auch die hohe Drop-Out-Rate in Österreich senken. Außerdem erschien es an der Zeit, sich an das international übliche dreistufige Universitätssystem (Bakkalaureats-, Magister- und Doktoratsstudien) anzupassen. Die Harmonisierung der europäischen Universitätssysteme soll eine bessere Vergleichbarkeit der österreichischen Universitätsabschlüsse mit Abschlüssen anderer europäischer Universitäten bewirken und dadurch die Beschäftigungsmöglichkeiten der österreichischen UniversitätsabsolventenInnen verbessern.

Es gibt allerdings auch zahlreiche kritische Stimmen: Manche glauben, dass man mit dem Abschluss eines Bakkalaureatstudiums nur ein Akademiker | eine Akademikerin "2. Klasse" sein wird, da 6 Semester für eine akademische Ausbildung nicht ausreichen. Außerdem sei das Bakkalaureat unkoordiniert und zu schnell eingeführt worden. Ob die Bedenken gerechtfertigt sind oder ob das Bakkalaureat die Erwartungen erfüllen kann, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Noch was lustiges: "Gehrer: Bakkalaureatsstudium wird von Studierenden angenommen
Das in vielen Staaten Europas bewährte Bakkalaureatsstudium entwickelt sich auch an den österreichischen Universitäten zur Erfolgsgeschichte. Im Herbst 2003 wurden 10.600 Bakkalaureatsstudien begonnen, das ist fast eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. "Das vor drei Studienjahren eingeführte Bakkalaureatsstudium wird von den Studierenden gut angenommen. Mittlerweile ist mehr als jedes fünfte begonnene Studium ein Bakkalaureatsstudium", so Gehrer." Steht natürlich nicht da, dass die Studis gar keine andere Wahl haben. So schön kann man die Fakten verdrehen.