KIF 33.0:AK Promotion

Auslöser für diesen AK waren zwei zentrale Fragen:

  1. Warum gibt es so wenig Promovierende?
  2. Warum dauert eine Promotion im Durchschnitt so lange, bzw. warum ist die Abbrecherquote so hoch?

Beide Fragen beziehen sich auf die aktuelle Situation an der Uni Dortmund.

Generelle Diskussion

Im AK haben wir zuerst darüber gesprochen, wie AbsolventInnen zu Promovierenden werden. Wir haben zwei Wege gefunden, die AbsolventInnen anscheinend üblicherweise nehmen können. Manche Studierende werden von Profs oder WiMis angesprochen, ob sie nicht promovieren möchten. Die Promotion findet dann in der Regel in einer Arbeitsgruppe statt, die der/die Studierende bereits kennt (z.B. von der Studienarbeit/Projektgruppe/Diplomarbeit oder durch einen Hiwi-Job). Andere entscheiden sich von allein zur Promotion. Das können Studierende sein, die während ihres Studiums nicht viel Kontakt zu Arbeitsgruppen hatten, aber auch Absolventen von anderen Hochschulen (inklusive FHs) oder Fachrichtungen.

Fragen, die man sich bei der Entscheidung über eine Promotion typischerweise stellt, sind:

  • Was genau passiert bei einer Promotion überhaupt (Ziele, Dauer, Geld etc.)?
  • Warum sollte ich überhaupt promovieren?
  • Woher weiß ich, ob ich geeignet bin?
  • Was bringt mir der Titel?
  • Welches Thema?
  • Wo (Uni, Lehrstuhl, Prof)?
  • Wie funktioniert das alles überhaupt?

Alle Fragen bis auf „wie“ muss in beiden Fällen der/die Promovierende selbst beantworten. Beim „wie“ gibt es Unterschiede:

  • Promotion in bekannter Arbeitsgruppe: Probleme sind eigentlich mehr der Art „wen muss ich fragen, damit X passiert“; um alles andere kümmert sich die Arbeitsgruppe.
  • Promotion von „extern“: Hier muss sich der/die AbsolventIn um alle genannten Fragen kümmern.

Dazu kommt dann noch, dass es wohl einfacher ist, sich für geeignet zu halten, wenn man von einem Prof/WiMi angesprochen wird.

Erklärungsansätze

Im AK wurden folgende Erklärungsansätze zu den Fragen oben genannt:

Zu 1.:

  • Mangelnde Information scheint eine große Hürde zu sein, vor allem für „Externe“. Eine Erklärung für den Mangel an Informationen könnte sein, dass Profs/Fachbereiche evtl. bevorzugen, ihre Promovenden auszusuchen. Dies kann dazu führen, dass Informationen – absichtlich oder unabsichtlich – nur schwer zugänglich sind, wovon „Externe“ abgeschreckt werden können.
  • Insbesondere bei FH-Studis und/oder Fachfremden können hohe Ansprüche bzgl. Ausgleichsleistungen abschreckend wirken. Hier scheint es auch große Unterschiede zwischen den einzelnen Unis zu geben.
  • Eine andere Frage ist, ob es überhaupt genug Stellen für mehr Promovierende gibt.

Zu 2.:

  • Es könnte sein, dass an Unis mit hohen Abbrecherquoten und langer Durchschnitts-Promotionsdauer die Promovierenden schlechter betreut werden (z.B. durch Überlastung mit Lehrverpflichtung oder Projektarbeit), vielleicht auch nur von ein oder zwei „schwarzen Schafen“ unter den Profs.
  • Anscheinend gibt es Promovierende, die in erster Linie an der wissenschaftlichen Arbeit interessiert sind, aber für die der Doktortitel selbst keine so hohe Priorität hat. Mangelnde Stellenaussichten für Promovierte könnten dazu führen, den Abschluss der Dissertation hinauszuzögern.

Ideen zur Abhilfe

Zu 1.:

  • Es muss mehr (auffindbare) Informationen zur Promotion geben.
    • An den einzelnen Fachbereichen. Mindestens sollte die Promotionsordnung einfach zugänglich sein. Informationen zu Kontaktpersonen sind auch wichtig (am besten aus allen Statusgruppen). Dafür ist es natürlich wichtig, auch kompetente Kontaktpersonen zu haben.
    • Idealerweise Uni-übergreifend. Problem: Wie soll man das aussagekräftig hinbekommen? Allgemeine Statistiken werden oft nicht signifikant sein (z.B. weil Ausreißer verzerrend wirken, oder weil Fachbereiche sich besser darstellen wollen, oder weil Betroffene nicht ehrlich sind – schließlich vergibt der/die eigene BetreuerIn nachher die Note).
  • Starke Forschungsausrichtung des Studiums könnte dazu führen, dass mehr Studierende eine Arbeitsgruppe näher kennen. Dies ist insbesondere relevant für FHs.

Zu 2.:

  • Wenn die Erklärung zutrifft, dass eine schlechte Betreuungssituation der Auslöser für lange Promotionszeiten ist, können hier vermutlich nur die Profs aufeinander Druck ausüben. Gremien können allerdings darauf achten, dass Lehrverpflichtungen nicht überschritten werden.
  • Stärkere Strukturierung der Promotionsverfahren, wie teilweise im Ausland üblich. Dies kann zum Beispiel so aussehen, dass jedes halbe Jahr einem zentralen Gremium ein Fortschrittsbericht vorgelegt werden muss. Das könnte helfen, Probleme festzustellen.
  • Hier ist zu beachten, dass eine stärkere Strukturierung des Promotionsverfahrens auch nachteilig sein kann. Zum Einen ist die Fähigkeit zur Selbstorganisation Teil dessen, was bei einer Promotion gelernt werden soll. Außerdem gibt es Promovierende, die besser arbeiten können, wenn ihnen weitgehend freie Hand gelassen wird.
  • Schaffen von Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch unter Promovierenden (Stichwort Promotionskolleg) kann schlechte Betreuung eventuell etwas ausgleichen.


Generell scheint es bei vielen Unis an Informationen und Austausch zu mangeln. Daher wäre eine O-Phase für die Promotion ein Ansatz, wo Interessenten zum einen Informationen über Promotion generell bekommen könnten, als auch Kontakte zu Promovenden hergestellt werden können.