Nachhaltige Kommunikation in Bewegungen
Aus Unibrennt haben wir gelernt, dass nachhaltige und offene Kommunikation, Ergebnissicherung und Wissensweitergabe notwendig für den Zusammenhalt einer größeren Bewegung ist. Die Hürde passiv mitzulesen ist möglichst gering zu halten. Parallelstrukturen um jeden Preis zu vermeiden.
Hier eine Sammlung an Problempunkten:
- Social-Media ist vollkommen ungeeignet für nachhaltige Kommunikation, da die Algorithmen kurzfristige Trends pushen. Langlebigkeit ist kein Ding: Heute Hype, morgen vergessen.
- Ein Trend/Shitstorm ist schnell da und schnell wieder weg, es gibt keine Garantie, dass alle Follower auch alle Nachrichten angezeigt bekommen und noch weniger ist die zeitliche Reihung von Posts garantiert, manchmal auch gar nicht möglich, was zu Verwirrungen und evtl. Konflikten führt.
- Auch eignet sich die Zeichenbegrenzung nicht dazu, in notwendigen Details zu kommunizieren. Self-replies sind ebenfalls nicht zuverlässig für alle sichtbar.
- Bilder zu generieren, die hauptsächlich aus Text bestehen, nur um auf einer Bilder-post-Plattform text zu verbreiten ist super mühsam, insbesondere für seh-beeinträchtigte Personen.
- Chat/Messenger-Platformen, sind nur für Kleingruppen interessant. Sobald mehr als eine Handvoll an Personen dabei ist, ist schnelle Kommunikation durch langsamere, dafür aber nachvollziehbare Kommunikation zu ersetzen.
- Das sich-einladen-lassen bzw. sich-hinzufügen-lassen funktioniert zu schnell nicht mehr und daher sind solche Kommunikationswege immer als geschlossene Kommunikation anzusehen (man muss wen kennen, um in die richtigen Chats rein zu kommen). Die Hürde für "sich mal umsehen, worum es dabei (aktuell) geht" wird dadurch massivst angehoben, was dazu führt, dass Personen, die ein grundsätzliches Interesse an der Bewegung haben, aber noch nicht voll an Board sind, nicht abgeholt werden.
- Mehr als ein Thema in einem Chat zu bearbeiten führt unweigerlich zu nicht nachvollziehbaren Diskussionen.
- Mehrere unterschiedliche Chatgruppen werden weiter intransparent, weil sich oft niemand auskennt, was es alles gibt, was dazu führt, dass immer mehr Menschen neue Gruppen für die Bewegung anlegen, was das Problem nur vergrößert.
- Eine Bewegung, die primär Chatgruppen und Social-Media nutzt, wird Ansprüchen auf offene Kommunikation, Basisdemokratie und Anti-Hierarchie nicht gerecht.
- Es bilden sich schnell unterschiedliche Wissensstände heraus (Wissenshierarchie=Hierarchieform, die sich nicht mit vertretbarem Aufwand bekämpfen lässt), es kommt zu Konflikten, der Aufwand Wissen weiterzugeben explodiert, die Waage von Bring- und Holschuld kippt in eine Richtung, es kommt niemand mehr hinzu und die Bewegung zerfällt.
- Wie Someone einst etwas überspitzt kommentiert hat: Eine Bewegung, die kein aktiv genutztes öffentliches Wiki oder zumindest Website hat, kannst ned ernst nehmen - die kennt in einem Monat niemand mehr.
Use a wiki, oida!
Eine Domain und ein Wiki als zentraler Anlaufpunkt einer Bewegung für Fragen, interessierte Personen, Personen die "nur etwas dabei" sind, Personen, die eine Zeit etwas anderes gemacht haben und sich auf den aktuellen Stand bringen wollen, Journalist_innen, Gruppe, die sich solidarisieren wollen, u.a. ist immer eine gute Idee und wesentlich besser, als primär auf kurzlebige, intransparente und geschlossene Kommunikationswege zu setzen.
Es gibt viele Anbieter, wo sich eins ein Wiki zusammenklicken kann. Die FSInf hat in der Vergangenheit auch immer wieder Wikis gehostet, wie z.b. das tubrennt wiki, das wiki des Rechtsinfo kollektivs, ... - man kann also auch die FSInf fragen. Mediawiki-syntax ist zwar nicht das schönste und manche Wünsche an Formatierung sind nur mit viel Aufwand zu bewerkstelligen, jedoch war dies zumindest zur Unibrennt-Zeit kein allzu großes Problem.